20 Personen folgten der Einladung den neuen Windpark in Thomasburg zu besichtigten!

Der Zukunftsrat Lüneburg, Arbeitsgruppe EnergieTisch, hatte zu einer Informationsveranstaltung am 08.12.2022 in Thomasburg mit einer Führung durch den Windpark eingeladen, um den Aufbau von Windrädern zu besichtigen und dabei Einzelheiten zu Technik, Ökologie und Ökonomie zu erfahren.

Der Bauherr des Windparks ist die Firma EWS, Energiewerke Schönau GmbH. Ihr Geschäftsführer T. Tusch war anwesend. Die 3 neuen Windräder werden von der Firma Enercon geliefert und aufgebaut und vom Bauleiter hier  technisch vorgestellt. Weiterhin waren u.a. Personen des Zukunftsrates, der Zukunftsgenossen Lüneburg, der Grünen  und von Umweltverbänden, ein privater Solarprojektierer sowie Personen aus Verwaltungen anwesend. Auch ein Windkraftpionier aus dem Raum Dahlenburg, dessen Windräder schon 20 Jahre laufen und aus der Förderung bereits heraus sind/kommen, hat seine Erfahrungen geschildert. Grundbesitzer der Windrad-Flächen waren nicht vertreten. Insgesamt waren ca. 20 Personen bei der Veranstaltung.

In der Gemeinde Thomasburg gibt es eine Vereinigung von Bürgern, die sich schon länger mit der Energiewende befasst und für die Windkraft einsetzt. Daraus sind auch der Kontakt zu EWS entstanden und die Projektierung gestartet worden.

Besonders an dem vorliegenden Windpark ist die kurze Dauer der Entstehung. Innerhalb eines guten Jahres konnte die komplette Planung durchgeführt werden, lag die Zustimmung des Landkreises vor, konnten das Material beschafft und der Bau begonnen werden!

Bei der Besichtigung erklärten die Vortragenden die technischen Daten des Windparks. Die Windräder haben jeweils eine Gesamthöhe von 200 m und eine Nennleistung von 5,5 MW. Zusammen erzeugen sie pro Jahr 34 GWh. Sie können rechnerisch ca. 15.000 Haushalte versorgen.

Auch die Gemeinde profitiert von den Erlösen des Windparks.

Für die Genehmigung und die Kostenkalkulation sind alle Bauphasen bis einschl. Rückbau berücksichtigt. Der energetische Ausgleich ist schon nach wenigen Monaten erfolgt! Die Anlagen sind nahezu kpl. recyclebar.

Mit Hilfe eines normalen Mobilkranes und den blauen Stabgitter-Segmenten wird ein hoher Kran mit breiten Ketten für den Aufbau des kompletten Windrades zusammengesetzt.

Für den Turm werden Stahlblechplatten zu Röhrensegmenten mit ca. 20.000 Schrauben zusammengeschraubt und dann vom blauen Kran aufeinander gesetzt. Zwischen der Nabe mit den Flügeln und dem Turmhaus befindet sich der 60 t schwere, getriebelose Generator. Die 80 m langen Flügel aus Kunststoff werden zur Anlieferung von Zugmaschinen gezogen oder sind bei engen Platzverhältnissen sogar selbstfahrend.

Die Schallemission der Windräder soll trotz steigender Leistung nicht ansteigen, da sich die Bauweise verbessert hat. Infraschall ist kein Thema mehr, nachdem frühere, von Ministerien beauftragte Gutachten sich als stark fehlerbehaftet herausgestellt haben. Gefährdung von Vögeln, Fledermäusen und anderen Tieren sowie Belastung von Menschen wird durch technische Maßnahmen, teilweise durch zeitgesteuerte Abschaltung, begegnet. Offensichtlicher zeitweiser Stillstand der Windräder ist begründet in solchen Abschaltungen, in zu starkem Wind, in Wartungsarbeiten, in Abschaltung auf Anweisung durch die Netzbetreiber oder bei negativen Stromerlösen.

Im Landkreis Lüneburg beträgt die Stromerzeugung bereits ca. 120 % des Eigenbedarfes und wird zu fast 100 % alternativ erzeugt. Windräder und PV ergänzen sich, über den Jahresverlauf betrachtet, sehr gut. Wegen der kleinteiligen Schwankungen der Erzeuger, zur Sicherstellung der Versorgung der Grundlast und zum Ausgleich des fehlenden Potentiales in der Hansestadt ist noch ein erheblicher Ausbau der Windparks notwendig, ebenso ein deutlicher Ausbau der PV auf Freiflächen.

Die versiegelte Fläche pro erzeugbarer kWh Strom ist bei Windrädern extrem gering. Bei Freifflächen-PV ist er 10 – 20 mal höher und bei Bio-Energie wird mehr als die 1.000-fache Landschaftsfläche benötigt.

Bei aktuellen Planungen für Windräder werden bereits solche mit 6,5 MW Leistung verwendet. U.a. führt eine steigende Gesamthöhe zu einer Verbesserung der Effizienz. Die Leistungserhöhung führt so zu einer relativen  Reduktion des zukünftigen Flächenbedarfes (auch beim Repowern).

Da aber auch die Wärmeenergie in Zukunft alternativ erzeugt werden muss und dieses am effizientesten mit Strom (und z.B. Wärmepumpe) geschieht, ist eine Vervielfachung von Windparks und PV-Flächen erforderlich.

Die schnelle Realisierung in Thomasburg zeigt auf, dass die Energiewende gelingen kann, wenn Bürger und sonstige Beteiligte zusammen und gleichgerichtet agieren.

Der EnergieTisch des Zukunftsrates Lüneburg ist eine Arbeitsgruppe, die sich mit dem Themen der Energiewende anlässlich des  Klimawandels befasst. Es ist eine offene Arbeitsgruppe und jeder ist zum Mitmachen eingeladen.

Informationen gibt es unter https://www.Zukunftsrat-Lueneburg.de

Jochen Neuberg, Moderator der AG EnergieTisch des Zukunftsrates

Bilder (von J. Neuberg und W. Schmidtke)